Gartenreise Irland – Bunte Juwelen auf der grünen Insel 2023
Viele Besucher Irlands wundern sich über die Palmen, die zahlreiche Gärten wie südliche Kulissen erscheinen lassen. Wie können diese Exoten an Orten überleben, die so weit nördlich liegen wie die Ebenen von Alberta und die Kiefernwälder Sibiriens? Die Antwort liegt am Nordatlantikstrom, der sich um die grüne Insel am Westrand Europas legt.“ Im Vorwort ihres Buches „Irish Gardens“ deutet Jane Powers genau das an, was uns Gartenliebhaber nach Irland lockt: Das Exotische so hoch im Norden, inmitten des schier unendlichen Grüns der Insel. Abgesehen vom Farb- und Formenspektakel in Irlands Gärten ist der Mai der Monat, der die sonst grüne Landschaft mit farbigen Punkten und Linien versieht. Jetzt leuchten auf den Hügeln und an den Hängen gelbe und rosa Flecken vom Stechginster und den ausgewilderten Rhododendren, Weißdornhecken ziehen helle Linien durch die Wiesen. Verschwenderisch bunt wird es in den prächtigen Gärten wie Powerscourt, Beaulieu, Altamont oder Mount Usher, wo botanisch gesehen die ganze Welt ein Zuhause gefunden hat. Die Gärten selbst sind vollkommen unterschiedlich. Powerscourt beispielsweise präsentiert sich majestätisch und kraftvoll, wie es der Name schon andeutet. Über dem Gargle-Tal trohnend, hat man eine grandiose Aussicht auf den Sugar Loaf am Rande der Wicklow Mountains. Schon Fürst Pückler war von den „großen Hilfsquellen, die die Natur an diesem Platz vereinigt“ angetan, als er 1828 Powerscourt besuchte. Man könnte stundenlang auf einer der Bänke des Kiesplateaus vor dem Herrenhaus sitzen und nur schauen – dann aber würde man den Japanischen Garten und seine Azaleenblüte versäumen, die Italienische Treppe würde man nicht hinunter gehen, den neu bepflanzten Ummauerten Garten nicht sehen, den Hundefriedhof nicht und und und … Ganz anders ist Beaulieu im Norden von Dublin, das nicht wie Powerscourt mit den Wicklow Mountains punkten kann, sondern ganz aus sich heraus wirkt. Es geht gediegen zu, seit dem 12. Jahrhundert gibt es das Anwesen und es ist immer noch in Privatbesitz. Allein der Walled Garden ist 1,6 Hektar groß und ist, was selten der Fall ist, terrassiert. Und dann Altmaont: Wäre Pückler in Altamont gewesen, hätte er bestimmt auch von der Natur geschwärmt, die hier in die Gartengestaltung hineinwirkt. In der Tat ist das Anwesen alt, doch was wir heute sehen können, ist größtenteils der Gärtnerin Corona North zu verdanken, die den Garten im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts zu neuem Leben erweckte. Viele Pflanzen waren schon da, aber alles war vollkommen verwildert. Oben auf den Gartenplateau erwartet uns nun das Farbfeuerwerk der Azaleen, die sich im See spiegeln und vor dunklen Koniferen besonders leuchten. (Mit etwas Glück blüht dann der Taschentuchbaum!) Unten, viele Treppenstufen tiefer, fließt der Slane durch die Wiesen, hier ist alles grün, hier hat die Natur das Sagen, armdicke Triebe des Kirschlorbeers im Hangwald sind wie die Balken eines Scheunendaches, unter dem wir gehen. (Mit etwas Glück blühen dann die Bluebells!) Während in Altamont ein Fluss den Garten begrenzt, ist er das zentrale Element in Mount Usher. Einst trieb der Vartry Mühlräder an, jetzt macht er den Garten „zu den schönsten der Welt“, wie Jane Powers schreibt. Alles ist Geschmacksache, aber sie kann damit Recht haben. Allemal sind nirgendwo sonst ins Flussbett eingezogene Wehre und zierlich den Flusslauf überspannende Brücken so effektvoll eingesetzt worden wie in Mount Usher. Eindrücke wie diese werden bleiben – wie auch die Überfahrt zu Garinish Island im südlichen County Cork, vorbei an Robbenbänken, um den Garten Ilnacullin zusehen. Hier hätte Pückler ebenfalls zum Federhalter gegriffen und seiner Julie vorgeschwärmt von der Verschmelzung von Natur und Menschengemachtem. Doch erst Anfang des 20. Jahrhunderts wechselte die Insel in den Besitz eines schottischen Kaufmanns, der oft hier an der Küste Urlaub gemacht hatte und seiner Frau den Wunsch erfüllte, die Insel zu kaufen. Es war eine reine Felseninsel, doch zahllose Schiffsladungen Erde machten sie zu einem Paradies für Baumfarne, Palmen, Erdbeerbäume und andere Exoten. Die Sorge vor einer französischen Invasion trieb die Besatzungsmacht England 1808 zum Bau eines Befestigungsturmes – heute hat man von hier einen atemberaubenden Blick auf die Meeresbucht. Auch wenn man es nicht erkennen kann, aber nicht weit entfernt ist die Bantry Bay, nach der eine schöne Kletterrose benannt ist und über der Bantry House liegt. Wer die 100 Stufen hinter dem Haus erklommen hat, wird mit dem vielleicht schönsten Blick belohnt, den man in ganz Irland genießen kann. Hier erfüllt sich ganz und gar, was gemeint sein kann, wenn man von Gärten als Diamanten spricht, die aus einer ruhigen, pastellfarbigen Landschaft hervorleuchten. (Mit etwas Glück wird dann der Blauregen im Parterre blühen!) Hier wird auch das Hausinnere zu besichtigen sein – beeindruckendere Wandteppiche wie in Bantry House wird man schwerlich finden. Wir könnten gerade so weiterschwärmen – von den (etwas!) kleineren Privatgärten, die wir besuchen werden, zu denen natürlich die hochgerühmten und sehr unterschiedlichen Gärten der Blake-Geschwister gehören werden. Selbstverständlich wird eine Gärtnerei dabei sein, wie auch eine Stadtrundfahrt durch Dublin. Und einen exzellenten Garten in Wales nehmen wir auch noch mit.- 15.05. – 23.05.23
- 9 Tage
- Irland